Die Kunst des Loslassens: Wie Hingabe Freiheit schenkt

In einer Welt, die uns auffordert, immer mehr zu greifen, zu kontrollieren und festzuhalten, klingt der Ruf nach Loslassen oft wie ein Widerspruch. Doch genau in dieser scheinbaren Schwäche liegt eine ungeahnte Kraft und Freiheit verborgen. Tauche mit mir ein in die tiefe biblische Wahrheit, wie wahre Hingabe an Gott uns von unseren Lasten befreit.

Wer sein Leben festhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden." (Matthäus 16,25 - Luther 2017)

Es ist nicht deine Sache, die Fäden deines Lebens in der Hand zu halten. Es ist deine Sache, sie in die Hände dessen zu legen, der das Leben geschaffen hat."

– Corrie ten Boom

Die Illusion der Kontrolle

Unser menschliches Herz ist darauf trainiert, Sicherheit in dem zu suchen, was wir besitzen und kontrollieren können. Wir klammern uns an Pläne, an Beziehungen, an Besitztümer, an unsere eigene Kraft und an unsere Vorstellung davon, wie das Leben zu sein hat. Wir glauben, dass wir unser Glück und unseren Frieden selbst in der Hand halten müssen. Doch die Bibel nennt dies eine Täuschung. Der Prophet Jeremia bringt es auf den Punkt: "Ich weiß, HERR, dass kein Mensch seinen Weg selbst bestimmen kann, dass kein Mensch, der da geht, seinen Schritt sicher zu lenken vermag." (Jeremia 10,23). Unser Festhalten ist oft Ausdruck von Misstrauen – Misstrauen gegenüber der Güte, der Weisheit und der souveränen Kontrolle Gottes über unser Leben.

Das biblische Paradoxon: Verlieren, um zu gewinnen

Der Vers aus Matthäus 16, den wir als Grundlage genommen haben, stellt unser natürliches Denken komplett auf den Kopf. Es ist ein göttliches Paradoxon, das sich der menschlichen Logik widersetzt: Leben wird nicht durch Festhalten, sondern durch Freigabe gewonnen. Dies ist kein Aufruf zur Selbstzerstörung, sondern zur Übergabe. Jesus spricht hier vom „Leben“ im umfassenden Sinn – unsere Seele, unsere Bestimmung, unsere Identität, unsere täglichen Lasten und unsere Zukunft.

Was bedeutet es also, sein Leben „um seinetwillen zu verlieren“? Es ist der bewusste, tägliche Akt, alles, was wir sind und haben, in seine Hände zu legen. Es ist das Gebet: "Herr, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe." (Lukas 22,42). Es ist die Entscheidung, seine Träume nicht mehr verbissen zu verfolgen, sondern sie ihm hinzuhalten und zu sagen: "Forme sie oder nimm sie mir, wie es dir gefällt." Es ist die Haltung, die der Apostel Paulus beschreibt: "Ich bin mit Christus gekreuzigt. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." (Galater 2,19-20). Das alte „Ich“ mit seinen Kontrollbedürfnissen stirbt, damit das neue Leben in Christus Raum greifen kann.

Vorbilder der Hingabe in der Schrift

Die ganze Bibel ist voll von Geschichten, die diese Kunst des Loslassens illustrieren.

Abraham musste das Liebste loslassen, was er hatte: seinen verheißenen Sohn Isaak. Seine Bereitschaft, sogar die Gabe Gottes zurückzugeben, war der ultimative Akt des Vertrauens und öffnete die Tür für die Bestätigung der Verheißung (1. Mose 22).

Die arme Witwe (Markus 12,41-44) ließ ihre letzten beiden Münzen, ihre gesamte Lebensgrundlage, los. Sie hielt nicht einen Teil zurück für ihre eigene Sicherheit. Jesus pries ihre Gabe über alle anderen, weil sie nicht aus ihrem Überfluss, sondern aus ihrer Hingabe gab. Sie verlor alles und gewann dafür das Lob des Sohnes Gottes.

Jesus selbst ist das vollkommene Vorbild. Im Garten Gethsemane rang er mit dem, was vor ihm lag – dem schmerzhaften Loslassen seines Willens. Sein Gebet "doch nicht wie ich will, sondern wie du willst" (Matthäus 26,39) war der entscheidende Moment der Hingabe. Er ließ seinen Anspruch auf göttliche Macht und Privilegien los (Philipper 2,6-7) und ergab sich dem Willen des Vaters, was ihn ans Kreuz und durch die Kreuzigung zur Herrlichkeit führte.

Die Freiheit, die in der Hingabe liegt

Was geschieht, wenn wir diesen Schritt des Glaubens wagen und loslassen? Wir tauschen eine schwere Bürde gegen eine leichte ein. Jesus verspricht: "Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." (Matthäus 11,28-30).

Die Freiheit, die daraus erwächst, ist überwältigend: * Freiheit von der Angst zu versagen: Wenn Gott die Kontrolle hat, ist mein Wert nicht von meiner Performance abhängig. * Freiheit von der Last der Vergangenheit: Ich kann Verletzungen, Schuld und Enttäuschungen loslassen und ihm zur Heilung übergeben. * Freiheit von der Sorge um die Zukunft: Mein Morgen liegt in den Händen dessen, der bereits im Morgen ist. * Freiheit für die wahre Bestimmung: Statt mein kleines, egozentrisches Leben zu leben, werde ich Teil von Gottes großem, ewigen Plan.

Praktische Schritte in die Freiheit

Wie sieht diese Hingabe im Alltag aus? Sie beginnt nicht mit einer einmaligen, großen Geste, sondern mit kleinen, täglichen Entscheidungen.

  1. Bewusstes Gebet der Übergabe: Nimm dir Zeit, still zu werden. Nenne konkret, was du festhältst – eine Sorge, einen Plan, eine Person, eine Enttäuschung. Sage laut: "Herr, ich halte [Name der Sache] fest. Ich gebe dir die Kontrolle darüber ab. Ich vertraue dir, dass du es besser handhaben kannst als ich."
  2. Gottes Verheißungen festhalten: Wenn Angst oder das Verlangen, die Kontrolle zurückzuerlangen, aufkommen, wende dich bewusst Gottes Wort zu. Verse wie Philipper 4,6-7, 1. Petrus 5,7 oder Sprüche 3,5-6 sind mächtige Werkzeuge, um die Wahrheit gegen das Gefühl der Unsicherheit zu stellen.
  3. Gehorsam in den kleinen Dingen: Hingabe zeigt sich im Tun. Oft weißt du bereits, was der nächste Schritt des Gehorsams ist. Tue ihn. In der Treue im Kleinen schenkt Gott die Kraft für das Große.
  4. Gemeinschaft und Accountability: Teile deinen Kampf mit einem vertrauenswürdigen Glaubensgeschwister. Bitte ihn oder sie, dich zur Verantwortung zu ziehen und für dich zu beten, wenn du dazu neigst, die Zügel wieder an dich zu reißen.

Die Kunst des Loslassens ist letztlich die Kunst des Vertrauens. Es ist der tiefste Glaube, dass der, der dich unendlich liebt und der alle Macht im Himmel und auf Erden hat, dein Leben zu einem Meisterwerk der Gnade formen will – wenn du nur die Kontrolle aus der Hand gibst.

Nimm dir heute einen Moment der Stille und frage Gott: "Was soll ich heute in deine Hände legen?" Überlasse Ihm deine Last und gehe in der Freiheit, die Er schenkt. Trag diese Haltung der Hingabe auch nach außen – entdecke im VisionOfFaith Online-Shop Kleidung, die deinen Glauben inspiriert und bezeugt.

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