Die Unbequemlichkeit des Wartens
Wir leben in einer Kultur des sofort. Same-Day-Delivery, Instant Messaging und On-Demand-Entertainment haben unsere Erwartungen an Geschwindigkeit und Effizienz geprägt. In diese Realität platzt das göttliche Konzept des Wartens oft wie ein Fremdkörper. Es fühlt sich unbequem an, manchmal sogar schmerzhaft. Wir fragen uns: "Gott, hast du meine Gebete nicht gehört? Warum antwortest du nicht?" In diesen Momenten vergessen wir leicht, dass Gottes Timing nie von Trägheit, sondern immer von vollkommener Souveränität und Liebe geprägt ist.
Biblische Vorbilder des Wartens
Die Bibel ist voll von Geschichten, die nicht von sofortigen Erfüllungen, sondern von jahrzehntelangem, oft leidvollem Warten handeln.
Abraham und Sara warteten 25 lange Jahre auf die Erfüllung der Verheißung eines Sohnes. 25 Jahre des Zweifelns, des Fehlermachens (Ishmael) und doch des Glaubens, der ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde.
Josef träumte von Herrschaft, nur um in eine Grube, in die Sklaverei und ins Gefängnis geworfen zu werden. Dreizehn Jahre des Wartens und Leidens gingen ins Land, bevor Gottes Timing sich in einer atemberaubenden Wendung offenbarte und er zum Retter seiner Familie wurde.
Selbst David, der als junger Mann zum König gesalbt wurde, verbrachte etwa 15 Jahre auf der Flucht vor Saul, bevor er den Thron bestieg. Jahre, in denen er Gedichte der Verzweiflung, aber auch des unerschütterlichen Vertrauens schrieb (Psalm 27,14).
Ihre Geschichten zeigen uns: Das Warten ist niemals verschwendete Zeit. Es ist die Werkstatt, in der Gott Charakter formt, Glauben stärkt und uns auf die Größe der Verheißung vorbereitet, die kommen wird.
Warum wir warten müssen
Gottes Gründe für Wartezeiten sind immer gut, auch wenn wir sie nicht verstehen.
- Reifung: Eine sofortige Erfüllung unserer Wünsche könnte uns geistlich überfordern oder sogar schaden. Gott lässt uns reifen, um die Verantwortung, den Segen oder die Berufung tragen zu können. Ein Kind, das sofort einen Sportwagen geschenkt bekommt, ist eine Gefahr für sich und andere. So ist es auch mit geistlichen Segnungen.
- Abhängigkeit: Im Warten lernen wir, uns nicht auf unseren eigenen Zeitplan, unsere eigene Kraft oder unsere Lösungen zu verlassen. Wir werden in eine tiefere Abhängigkeit von Gott getrieben. Wir lernen, ihn selbst mehr zu suchen als das, was wir von ihm wollen.
- Das größere Bild: Unser Blick ist begrenzt. Wir sehen nur ein Puzzleteil, Gott sieht das gesamte Bild. Seine Verzögerung ist oft sein Schutz oder die Vorbereitung anderer Puzzleteile, die für das vollständige Bild notwendig sind. Was wir als Verzögerung empfinden, ist oft göttliche Koordination.
Praktische Schritte im Warten
Wie können wir also lernen, Gottes Timing aktiv zu vertrauen, anstatt nur passiv auszuharren?
- Umlenken der Fokussierung: Statt starr auf die Tür zu schauen, die geschlossen ist, bitten wir Gott, uns die Türen zu zeigen, die jetzt offen sind. Konzentriere dich darauf, wer du in der Wartezeit werden kannst, nicht nur darauf, was du bekommen möchtest.
- Aktives Dienen: Wartezeiten sind keine Leerlaufzeiten. Sie sind eine Gelegenheit, anderen zu dienen, deine Gaben einzusetzen und ein Segen genau dort zu sein, wo du bist. Dienst stillt die Selbstmitleidsfalle.
- Dankbarkeit kultivieren: Ein dankbares Herz ist ein vertrauendes Herz. Führe ein Dankbarkeitstagebuch. Schreibe täglich drei Dinge auf, für die du dankbar bist. Dies verändert deine Perspektive von dem, was fehlt, hin zu dem, was bereits da ist.
- Gottes Verheißungen studieren: Fülle deinen Geist mit den Wahrheiten der Bibel über Gottes treuen Charakter. Je mehr wir ihn kennenlernen, desto mehr können wir ihm vertrauen – auch wenn wir seinen Plan nicht sehen.
Die Gewissheit hinter allem
Unser Vers aus Epheser 3,20-21 ist die ultimative Grundlage für unser Vertrauen. Er erinnert uns daran, dass Gott nicht nur etwas tun kann, sondern unendlich viel mehr, als wir uns jemals vorstellen oder erbitten könnten. Sein Plan für dich ist größer, besser und herrlicher als dein eigener. Das Warten ist Teil der "Kraft, die in uns wirkt", um uns für diese überfließende Fülle zuzubereiten.
Das Ziel ist nicht in erster Linie unsere Zufriedenheit, sondern seine Herrlichkeit. Wenn wir sein Timing vertrauen, geben wir ihm die Ehre und bekennen, dass seine Weise und seine Zeit perfekt sind. Wir werden zu lebendigen Denkmälern seiner Gnade und Treue.